Liebe Lehrerinnen und Lehrer,
habt ihr euch auch schon gefragt, wie ihr euren Unterricht noch spannender und anschaulicher gestalten könnt? Die Lösung liegt auf der Hand - oder besser gesagt auf dem Bildschirm! Erklärvideos sind der Schlüssel zu modernem, multimedialem Lernen. Eure Schüler werden begeistert sein.
Keine Sorge, ihr müsst dafür kein Profi-Filmstudio engagieren. Mit unserer Schritt-für-Schritt-Anleitung erstellt ihr im Handumdrehen eigene Lernvideos:
Inhaltsverzeichnis
1. Planung und Konzeption
2. Schreiben des Drehbuchs
3. Erstellen des Storyboards
4. Auswahl der Animationstechnik
5. Aufnehmen des Audios
6. Animieren der Videos
7. Hinzufügen von Musik und Effekten
8. Überprüfung und Testen
9. Feedback einholen
10. Veröffentlichung und Verbreitung
Planung und Konzeption
Am Anfang steht die Idee. Überlegt euch genau, welches Thema ihr in eurem Erklärvideo behandeln wollt. Welche Lerninhalte sollen vermittelt werden? Was ist die Kernbotschaft? Und für welche Zielgruppe bzw. Klassenstufe ist das Video gedacht?
Sammelt alle wichtigen Punkte, die vorkommen sollen. Recherchiert dazu auch im Internet, in Lehrbüchern oder anderen Quellen. Je besser ihr vorbereitet seid, desto leichter fällt euch später die Umsetzung.
Hier noch ein paar Tipps aus der Praxis:
- Konzentriert euch auf die wichtigsten Fakten und Zusammenhänge. Zu viele Details verwirren nur.
- Teilt komplexe Themen in mehrere kurze Videos auf. So bleibt ihr flexibel in der Unterrichtsgestaltung.
- Legt das Lernziel fest und baut die Story darauf auf. Was sollen die Schüler am Ende verstanden haben?
- Macht eine grobe Gliederung als Gerüst. Das hilft beim Schreiben des Drehbuchs.
Link-Tipp: Im Artikel "9 Imagefilm erstellen Tipps für einen super Erklärfilm" erfahrt ihr, wie ihr die Message auf den Punkt bringt. Das lässt sich prima auf Schulvideos übertragen.
Schreiben des Drehbuchs
Wenn die Planung steht, geht es ans Drehbuch. Keine Angst, ihr müsst kein literarisches Meisterwerk verfassen. Es geht erstmal nur darum, den groben Ablauf und die Texte festzuhalten.
Hier ein paar Anregungen:
- Schreibt verständlich und bildhaft, so als würdet ihr einem Freund das Thema erklären.
- Lockert den Text mit Beispielen, Vergleichen und einer Prise Humor auf.
- Stellt Fragen, die zum Mitdenken anregen. Das aktiviert die grauen Zellen.
- Sprecht die Zuschauer direkt an: "Stell dir vor...", "Hast du gewusst, dass...?" Das schafft Nähe.
- Baut Wiederholungen und Zusammenfassungen ein. Repetition hilft beim Merken.
Ganz wichtig: Lest den Text laut vor!
Erstellen des Storyboards
Wenn das Drehbuch fertig ist, könnt ihr euch ans Storyboard machen. Das ist quasi die "Bilderserie" zum Text. Im Storyboard legt ihr fest, was die Zuschauer wann zu sehen bekommen und wie die einzelnen Szenen aufgebaut sind.
Keine Sorge, dafür braucht ihr kein Zeichentalent. Ein paar einfache Skizzen reichen völlig aus. Hauptsache, ihr habt selbst einen Überblick.
Tipp: Es gibt auch praktische Online-Tools wie Boords oder Storyboardthat, mit denen ihr am PC Storyboards erstellen könnt.
Achtet bei den Bildern auf eine klare Struktur und Aussage. Zu viele Details lenken nur ab. Lieber Schritt für Schritt vorgehen und zwischendurch immer wieder auf das Wesentliche fokussieren.
Die Bildabfolge sollte logisch zum Text passen. Plant auch Einblendungen von wichtigen Begriffen, Formeln oder Grafiken mit ein.
Auswahl der Animationstechnik
Wenn Storyboard und Drehbuch stehen, müsst ihr euch für eine Animationstechnik entscheiden. Da gibt es viele Möglichkeiten, je nach Budget, Zeit und technischen Fähigkeiten. Hier ein kurzer Überblick:
Legetechnik: Figuren und Objekte werden ausgedruckt, ausgeschnitten und abgefilmt. Einfach, aber effektiv.
Whiteboard: Das Erklärvideo entsteht "live" vor der Kamera an einem Whiteboard oder einer Glasscheibe. Praktisch für schrittweise Anleitungen.
Screencast: Der Computerbildschirm wird abgefilmt, z.B. bei Sofware-Tutorials. Geht schnell und einfach.
Realfilm: Reale Personen erklären vor der Kamera. Gut, um eine persönliche Verbindung zu schaffen.
Slideshow: Folien mit Grafiken, Fotos und Texten werden hintereinander abgespielt. Lässt sich mit einfachen Tools umsetzen.
Mit professioneller Unterstützung könnt ihr natürlich auch aufwendigere Animationen erstellen. Aber für den Anfang reichen die Low-Budget-Varianten völlig aus!
Tipp: Kombiniert verschiedene Techniken, um Abwechslung reinzubringen. Zum Beispiel Realszenen mit eingeblendeten Grafiken oder einen Mix aus Legetechnik und Whiteboard. Lasst eurer Kreativität freien Lauf!
Aufnehmen des Audios
Guter Ton ist mindestens genauso wichtig wie gutes Bild - er macht erst den Unterschied von 'billig' zu 'professionell'! Hier ein paar Tipps, wie ihr mit einfachen Mitteln eine ordentliche Tonqualität hinbekommt:
- Nehmt den Ton möglichst in einem ruhigen Raum ohne Hall und Störgeräusche auf.
- Besser ein externes Mikrofon benutzen als das im Smartphone oder Laptop. Es muss kein teures Profi-Equipment sein.
- Sprecht deutlich und nicht zu schnell. Bei Versprechern einfach nochmal von vorn.
- Baut Pausen ein, damit die Zuschauer Zeit zum Verarbeiten haben.
- Seid authentisch und enthusiastisch - keine monotone Vortragssprache! Lächeln macht den Ton sympathisch.
- Im Schnittprogramm könnt ihr die Tonspur am Ende noch nachbearbeiten, z.B. Rauschen entfernen oder die Lautstärke anpassen.
Mit der richtigen Audio-Ausrüstung und ein bisschen Übung werden eure Erklärvideos auch klanglich ein Genuss!
Animieren der Videos
Wenn Audio, Storyboard und Grafiken vorliegen, könnt ihr endlich animieren. Das heißt, ihr setzt die Bilder und Szenen mit einer Software in Bewegung und kombiniert sie mit Ton, Text und Effekten.
Für Anfänger eignen sich einfach bedienbare Programme wie Powtoon, Mysimpleshow oder Videoscribe. Die bieten vorgefertigte Grafiken, Animationen und Sounds, aus denen man sein Video wie aus Bausteinen zusammenklicken kann.
Etwas mehr Freiheit bieten Tools wie Adobe Spark oder Animaker. Dort könnt ihr auch eigene Elemente hochladen und individueller animieren.
Wer es ganz professionell mag, greift zu 'echten' Videoschnittprogrammen wie Adobe Premiere, Final Cut Pro oder DaVinci Resolve. Die haben aber eine steile Lernkurve - etwas für Technik-Freaks!
Welches Tool ihr letztlich wählt, ist Geschmackssache. Probiert einfach ein paar aus und findet euren Favoriten. Oft gibt es kostenlose Testversionen.
Kleiner Trost: Mit zunehmender Übung geht das Animieren immer leichter von der Hand. Am Anfang braucht man für eine Minute Film noch Stunden - aber es wird besser!
Hinzufügen von Musik und Effekten
Musik und Soundeffekte sind das Sahnehäubchen auf dem Erklärvideo-Kuchen. Sie sorgen für die richtige Stimmung und lenken die Aufmerksamkeit auf die wichtigen Stellen. Aber Vorsicht: Weniger ist oft mehr! Zu viele Sounds nerven nur.
Am besten subtile Hintergrundmusik verwenden, die zur Tonalität des Videos passt. Für den Vorspann oder Szenenwechsel bieten sich markantere Jingles an.
Wichtig: Achtet unbedingt auf GEMA-freie Musik, sonst wird es teuer! Es gibt viele Plattformen mit Gratismusik wie zum Beispiel Frametraxx oder Starfrosch.
Zu den Effekten zählen Dinge wie:
- Szenenwechsel (Schnitte, Blenden, Übergänge)
- Bild-im-Bild oder Split Screen
- Hervorhebungen durch Zoom, Rahmen, Pfeile
- Visuelle Gags wie fliegende Figuren oder Explosionen
- Blitzlichter, Kamerafahrten, Filterwechsel
Auch hier solltet ihr nicht übertreiben. Zu viele Schnitte und Effekte wirken schnell billig. Konzentriert euch auf das Wesentliche.
Am besten testet ihr unterschiedliche Varianten aus und entwickelt mit der Zeit euren eigenen Stil. Learning by doing!
Überprüfung und Testen
Puh, geschafft - der erste Videoschnitt ist fertig! Aber jetzt bloß nicht vorschnell auf "Veröffentlichen" klicken. Erst nochmal in Ruhe gegenchecken:
- Vollständigkeit: Sind alle geplanten Inhalte und Szenen enthalten? Fehlt noch etwas Wichtiges?
- Reihenfolge: Stimmt der Ablauf, ist alles richtig angeordnet? Springt das Video hin und her?
- Verständlichkeit: Kommt die Kernbotschaft rüber? Ist der rote Faden erkennbar? Gibt es unklare Stellen?
- Timing: Hat das Video die angestrebte Länge? Sind einzelne Szenen zu lang/kurz?
- Rechtschreibung: Keine Fehler in Texten und Einblendungen übersehen?
- Ton: Stimmen Lautstärke und Qualität? Ton synchron zum Bild?
- Bild: Alle Grafiken vorhanden und scharf? Farben und Beleuchtung ok?
Tipp: Schaut euch das Video auf verschiedenen Geräten an (PC, Smartphone, Tablet). Funktionieren Bild und Ton überall einwandfrei? Und immer schön den Rechtschreib-Duden griffbereit halten!
Feedback einholen
Je mehr Augen, desto besser! Zeigt euer Meisterwerk möglichst vielen Kollegen und bittet um ehrliche Rückmeldung. Auch von der Zielgruppe - euren Schülerinnen und Schülern!
Mögliche Fragen:
- Wie wirkt das Video insgesamt? Spannend, motivierend, lehrreich?
- An welchen Stellen hast du etwas nicht verstanden?
- Was hat dir besonders gut gefallen?
- Was könnte man noch verbessern?
- Würdest du das Video weiterempfehlen?
- Welche Note gibst du?
Ideal ist ein Feedbackbogen, den alle ausfüllen. So habt ihr die Ergebnisse schön auf einen Blick.
Nehmt die Anregungen und Verbesserungsvorschläge ernst und setzt sie nach Möglichkeit um. Dann habt ihr bald ein Video, das allen gefällt!
Veröffentlichung und Verbreitung
Endspurt: Euer Erklärvideo ist jetzt bereit für die große weite Welt! Hier noch ein paar Tipps fürs Veröffentlichen:
- Wählt einen aussagekräftigen Titel, der neugierig macht. Am besten mit Keyword!
- Ladet einen ansprechenden Vorschau-Screenshot (Thumbnail) hoch.
- Schreibt eine kurze, prägnante Beschreibung. Worum geht es in dem Video? Wer ist die Zielgruppe?
- Setzt Links zu eurer Schul-Website, anderen Videos oder Materialien.
- Gebt Schlagwörter (Tags) an, unter denen euer Video gefunden werden soll.
- Wählt die richtigen Datenschutz-Einstellungen (öffentlich/privat/ungelistet).
- Auf welchen Kanälen soll das Video laufen? Eigene Website, Youtube, Social Media?
Plant auch genügend Zeit für die Bewerbung ein! Nutzt eure Netzwerke - sowohl online als auch offline. Bittet Kollegen, Eltern, Bildungseinrichtungen um Unterstützung beim Teilen und Verlinken.
Je mehr Leute von eurem Video erfahren, desto größer die Chance, dass es viral geht. Also ran an die Tasten und Lehrer-Influencer werden!
Fazit
Puh, ganz schön viel Input, oder? Aber keine Sorge: Einfach Schritt für Schritt vorgehen, dann klappt das schon mit dem Erklärvideo!
Die wichtigsten Dinge nochmal zusammengefasst:
1. Thema und Zielgruppe festlegen
2. Drehbuch und Storyboard schreiben
3. Technik und Gestaltung wählen
4. Inhalte drehen (Bild/Ton)
5. Schneiden und Animieren
6. Feedback einholen und optimieren
7. Veröffentlichen und bewerben
Denkt immer dran: Übung macht den Meister! Auch Lehrer-Hitchcocks sind nicht über Nacht entstanden. Habt Spaß am Ausprobieren, lernt aus Fehlern und entwickelt euren eigenen Stil.
Noch Fragen offen?
FAQ
Brauche ich eine teure Ausrüstung für gute Erklärvideos? Nein, für den Anfang reichen ein Smartphone oder eine einfache Videokamera völlig aus. Auch bei Mikrofon, Licht und Software muss es nicht das High-End-Equipment sein. Leiht euch Geräte aus, probiert kostenlose Tools oder günstiges Basis-Zubehör. Später könnt ihr immer noch aufrüsten.
Wie lange dauert es, ein Erklärvideo zu produzieren? Das kommt ganz auf Umfang und Komplexität des Themas an. Für eine Minute Video solltet ihr mindestens einen halben Tag einplanen - eher mehr. Denn oft steckt der Teufel im Detail. Gerade bei den ersten Videos ist der Zeitaufwand noch höher. Später geht's mit Routine deutlich schneller. Qualität braucht Zeit!
Was tun, wenn ich nicht gut vor der Kamera bin? Keine Sorge, niemand erwartet eine Hollywood-Performance! Stellt euch einfach vor, ihr erklärt das Thema einem guten Freund. Sprecht frei, lächelt und macht Pausen. Mit der Zeit legt sich die Aufregung. Zur Not gibt's ja auch viele Alternativen zu "Talking Head", wie Animation, Legetechnik oder Screencast.
Wie finde ich gute, rechtefreie Musik und Bilder? Es gibt mittlerweile viele Gratis-Quellen im Netz, z.B. Pixabay, Pexels, Unsplash für Fotos und Icons oder YouTube Audio Library, Incompetech, Frametraxx für Sounds. Für den Unterricht dürft ihr in gewissem Rahmen auch urheberrechtlich geschütztes Material verwenden. Aber Vorsicht bei Videos, die öffentlich gepostet werden! Weitere Infos gibt's z.B. hier.
Wo und wie stelle ich meine Videos am besten online? Die Klassiker sind natürlich Plattformen wie YouTube oder Vimeo. Aber auch eure Schulwebsite und Lernportale wie moodle sind gut geeignet. Wählt einen aussagekräftigen Titel, ein ansprechendes Thumbnail, gebt Tags und Beschreibungen an. Achtet auf die richtigen Datenschutz-Einstellungen, gerade bei Schüler-Content! Und verlinkt fleißig, denn Vernetzung bringt Reichweite.